Mit den Herzen öffneten sich auch die Lippen

Zehn Flüchtlingskinder bei „Kultur-macht-stark!“-Projekt in der Schneeburgschule

St. GEORGEN. Sie sind auf den unterschiedlichsten Wegen nach Deutschland gekommen, besuchen die Klassen zwei bis vier der Schneeburgschule in St. Georgen und beherrschen daher die deutsche Sprache bereits recht gut: Zehn Kinder zwischen sieben und elf Jahren aus aller Herren Länder, die sich seit September jeden Dienstag in der ersten Stunde zu einem vom Bundesförderprogramm „Kultur-macht-stark!“ und der Jugendmusikschule Südlicher Breisgau ermöglichten Projekt trafen, um gemeinsam zu singen und Musik zu machen.

Anfangs waren sie ein wenig schüchtern, manche fühlten sich zuweilen auch schon zu „erwachsen“, um bei dem ein oder anderen Bewegungslied mitzumachen. Einer der Jungs behauptete gar, er könne gar nicht singen und verkrümelte sich stattdessen lieber in eine Ecke. Doch dauerte es nicht lange und die Kinder tauten auf. Der Spaß stand ihnen ins Gesicht geschrieben, wenn sie sich am Anfang jeder Musikstunde mit einem „Guten-Morgen-Lied“ namentlich begrüßten – ein Ritual, das die drei Betreuerinnen Friederike von Forster, Almut Schuster und Hanna Köstler gleich zu Beginn klug eingeführt hatten.

So manches Lied wurde von den Kindern selbst mit eingebracht und auch das „Herbstlied“ durfte nicht fehlen… Je besser die Kinder die Stücke kannten, desto enthusiastischer sangen sie mit. Häufig wurden sie auf der Geige (F. von Forster), der Gitarre (H. Köstler) oder der Flöte (A. Schuster) – oder von mehreren Instrumenten gleichzeitig – begleitet. Klar wollten sie diese auch mal selbst ausprobieren, und so kamen die Kinder immer wieder mit verschiedenen Musikinstrumenten in Kontakt.

Auch Momente des Zuhörens und der Stille wurden eingebaut – etwa das Lauschen auf den Nachklang einer Zimbel –, die sich als sehr wohltuend erwiesen. Äußerst beliebt waren die Hefte, in die jedes Kind seine Noten einkleben und ausmalen durfte. Ab und zu wurden die Kinder auch in Kleingruppen aufgeteilt; zum Beispiel in einen Singkreis und eine Gruppe, die sich in einem anderen Zimmer mit Orff-Instrumenten (Klangstäbe und Holzstäbe) vertraut machen durften.

Einige der Kinder zeigten sich schon „vorgebildet“ und brachten hie und da spannende eigene Improvisationen mit ein. Wenn die Stunde auch mal zu lang wurde, durften sie zu den rhythmischen Übungen auch mal ein Tänzchen oder ein Solo einlegen. Vor allem aber wurde viel gesungen. So auch bei der Adventsfeier, bei dem die Gruppe mit drei Liedern, die sie choreografisch und mit viel Spaß vortrugen, in den Gesamtablauf des Schulfestes eingebettet war. Und – wer hätte das am Anfang gedacht – am kräftigsten und begeistertsten sang am Ende jener Junge mit, der sich anfangs so zurückgehalten hatte. Ihm, wie so manch anderem Kind, hatten sich am Ende mit dem Herzen allmählich auch die Lippen geöffnet.

Friederike Zimmermann

Hier geht's zur Veröffentlichung in der Badischen Zeitung vom 4. Februar 2017

Klar wollten die Kinder auch mal selbst die Instrumente spielen.

Es wurde viel gesungen - so auch bei der Adventsfeier, bei der die Gruppe mit drei Liedern vertreten war.

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