Trommeln ist Kommunikation – ohne Scheu und ohne Angst

„Kultur-macht-stark!“ mit Trommelkurs an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule

Die meisten dieser Gruppe waren mit Schlaginstrumenten längst bestens vertraut. Für einige bedeuten sie gar ein Stück Heimat, weshalb sie an diesem Unterricht gerne teilnehmen, der durch das Bundesförderprogramm „Kultur-macht-stark!“ finanziert wird und von Peter Graef, einem Pädagogen der Jugendmusikschule Südlicher Breisgau, mit der Unterstützung des Sozialarbeiters Ralf Drewski sowie dem Fachlehrer Fabian Brenner an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule durchgeführt wird.
Endlich. Seit März gibt es diesen Percussion-Kurs an dieser Schule wieder. Drei Schüler aus dem letzten Jahr sind auch jetzt wieder dabei – ansonsten: Alles neue Gesichter. Auch einige junge Frauen sind darunter. Für die Alphabetisierungsklasse ist dieser Unterricht Pflicht. Doch merkt man das der Gruppe eigentlich nicht an. Vielmehr scheint sie mit großem Elan an diesem Kurs teilzunehmen. Hier befinden sich diejenigen, die bislang aus den verschiedensten Gründen in ihren Herkunftsländern noch keine Schule besucht haben. Darum fällt es einigen von ihnen zunächst etwas schwer, bei der Sache zu bleiben.
In erster Linie sollen diese jungen Geflüchteten natürlich Deutsch lernen. Und wenn sie das spielerisch und mit Spaß tun können, umso besser. Überhaupt bekommen sie so vielleicht die Möglichkeit, für eineinhalb Stunden ihre teils traumatischen Erfahrungen einmal zu vergessen. Aus Sicht der Pädagogen bedeutet Trommeln auch Kommunikation, Koordination. Die jungen Leute können sich dadurch neuen Erfahrungen hingeben, und zwar ganz ohne Angst. Rhythmus löst. Man muss ihn mit sich und den anderen synchronisieren, um dem eigenen Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Und wenn man sich ihm ganz hingibt, ist das wie ein Getragen-Sein.
Die Stunde beginnt mit einigen Aufwärmübungen an den Cajatons – jenen Holzkisten, auf denen man sitzend trommeln kann. Da es in manchen Ländern für junge Frauen als unethisch gilt, rittlings auf diesen zu sitzen, bekommen sie von Peter Graef andere Rhythmusinstrumente in die Hand gedrückt.
Danach werden die Rasseln hervorgeholt, um in verschiedenen Konstellationen Sprechrhythmen und Bewegungen zu üben. Beispielsweise mit einigen im Kreis stehend die Rasseln rhythmisch zum Gesprochenen zu bewegen und dann weiterzugeben. Dazu werden sie zum Teil von Peter Graef auf der Ukulele begleitet.
Die Übung gipfelt darin, die Rassel einem anderen zuzuwerfen und zugleich dessen Rassel aufzufangen. Dass diese Übung der Gruppe einiges an Koordinationsgeschick abverlangt, versteht sich von selbst, zumal sich die Schülerinnen und Schüler ja auch noch auf den Text konzentrieren müssen. Immer wieder fällt eines der unempfindlichen Instrumente zu Boden oder landet ganz woanders. Jedenfalls sorgt diese Unterrichtseinheit für viel Gelächter.
Immer wieder werden die Instrumente gegen andere ausgetauscht oder neu kombiniert; und immer wieder zaubert Peter Graef dann doch wieder ein neues Schlaginstrument aus seiner großen Tasche hervor. Gesungen wird natürlich auch. Schon gut kennt die Gruppe das Lied: „Es tönen die Lieder…“. Und zum Abschluss darf natürlich ein ohrenbetäubender Trommelwirbel nicht fehlen.
(Text und Foto: Friederike Zimmermann)

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